Diese Idee ist ganz bestimmt kein Pipifax: Urin soll künftig für die Stromerzeugung genutzt werden, statt einfach in der Kanalisation zu verschwinden. Praktische Einsatzmöglichkeiten gibt es bereits. Sie müssen nur noch optimiert werden, um vor allem die Kosten zu senken. Der Grundgedanke zu dieser ganz speziellen Form der erneuerbaren Energie stammt übrigens aus dem Jahr 1911.
Mikrobielle Brennstoffzellen
Elektrische Energie aus Urin gewinnen zu wollen, klingt zunächst nach einer absurden und darüber hinaus nicht sonderlich appetitlichen Idee. Doch es funktioniert. Denn Urin besteht nicht nur aus Wasser, sondern zu fünf Prozent aus wertvollen Nährstoffen. Die können von Mikroorganismen wie etwa Bakterien zersetzt werden. Hinzu kommt, dass Urin leitfähig ist. Beste Voraussetzungen also für eine mikrobielle Brennstoffzelle.
Daran arbeitet der Bio-Energieexperte Professor Ioannis Ieropoulos bereits seit 17 Jahren. Das Ergebnis: Brennstoffzellen aus leeren Keramikzylindern. Hieran sind innen und außen Elektroden befestigt. Die Energie – Protonen und Elektronen – liefern die Mikroorganismen, sobald sie damit beginnen, den Urin zu zersetzen. Wird der dabei frei werdende Überschuss negativer Ladung durch Elektronen ausgeglichen, fließt Strom. Mit einer solchen Zelle lassen sich dann zum Beispiel LED-Leuchten betreiben.
Das Pee Projekt
Um die Technik erlebbar zu machen, haben die Wissenschaftler das Pee Projekt ins Leben gerufen und ein Urinal mit 440 Brennstoffzellen gebaut. Damit waren die Forscher jetzt schon zwei Mal auf dem Glastonbury-Festival und haben dort ganz praktisch gezeigt, wie aus Urin Strom wird. Denn mit jedem Toilettengang liefern die Festivalbesucher den nötigen „Brennstoff“, um die Anlage gewissermaßen aus eigener Kraft zu beleuchten.
Aufgebaut wurde das Urinal zudem in Entwicklungsländern, wo viele Toilettenanlagen unbeleuchtet sind und daher Gefahren bergen – etwa durch Übergriffe oder Reptilien. Das kann sich durch die Brennstoffzellen ändern. Noch ist die Technik jedoch relativ teuer. Die Forscher hoffen, dass die Anlagen künftig effizienter arbeiten. Derzeit braucht es 200 Milliliter Urin für eine Handyladung. Zudem soll das System günstiger werden und der Preis auf knapp 600 Euro sinken.
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