Bei den Gesprächen Richtung große Koalition gibt es viele Knackpunkte. Ein Thema bleibt dabei völlig außen vor: die Atomkraft. Darauf weisen in einem offenen Brief gleich mehrere Verbände hin. Sie fordern, die Atommeiler schneller abzuschalten, um dem grünen Strom endlich Vorrang zu geben und den Druck von den Stromnetzen zu nehmen.
Erneuerbare werden ausgebremst
Dass der Brief an die Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD Anklang findet, ist eher unwahrscheinlich. Die Wünsche der Organisation Ausgestrahlt, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), des Umweltinstituts München und des Bundesverbandes Windenergie (BWE) bieten einigen zusätzlichen Zündstoff, den man aktuell eher meiden möchte. Ganz ausklammern kann man das Thema Atomkraft indes nicht. Schon im Sommer soll das Atomgesetz überarbeitet werden.
Spannend wird die Debatte, weil es nicht nur um die Sicherheitsrisiken und das nach wie vor ungelöste Problem des Atommülls geht. Auch die Strommenge, die von den Atommeilern in die Netze eingespeist wird, muss überdacht werden. Darauf weisen die Verbbände hin. Denn aktuell bremsen die Meiler Windkraft und Co. aus und sorgen für unnötige Kosten zulasten der Verbraucher.
Enorme Kosten für Verbraucher
Sobald mehr Strom produziert wird, als die Netze aufnehmen können, werden Windenergieanlagen abgeregelt, während die Atomkraftwerke ohne Drosselung weiterarbeiten. Heißt: Für den Ausbau der erneuerbaren Energien ist es unerlässlich, den Stecker bei den Atommeilern schneller zu ziehen.
Dazu gibt es auch ein konkretes Zahlenbeispiel. Weihnachten 2017 war der Strompreis aufgrund eines Überangebots – kurzum: es wurde mehr eingespeist als verbraucht – negativ. Trotzdem steuerten die Atomkraftwerke rund 5,5 Gigawatt bei. „Dies widerspricht nicht nur den bestehenden Regelungen zum Einspeisevorrang, sondern läuft auch zunehmend den Zielen der Energiewende entgegen“, heißt es in dem Schreiben. Zudem würden Kosten in dreistelliger Millionenhöhe verursacht, die von den Stromkunden getragen werden müssen.
Schnellerer Atomausstieg
Daraus ergeben sich gleich mehrere Forderungen. In erster Linie geht es darum, den Ausstieg aus der Atomkraft zugunsten der regenerativen Energien zu beschleunigen. „Um den vereinbarten stärkeren Ausbau kostengünstiger erneuerbarer Energien zu ermöglichen, fordern wir, insbesondere die Atomkraftwerke, die dem Ausbau der erneuerbaren Energien im Wege zu stehen, schneller vom Netz zu nehmen“, so die Organisationen. Ob sich die Wünsche erfüllen, zeigt sich im Sommer.
Schreibe einen Kommentar