Dass immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, ist erfreulich. Diese Entwicklung sorgt auf der anderen Seite aber auch für ein Problem: Wie transportiert man den grünen Strom, wenn das Netz nicht für die stetig wachsende Menge ausgelegt ist? Diese Frage muss der Netzbetreiber Tennet Tag für Tag beantworten und hat dafür im vergangenen Jahr knapp eine Milliarde Euro bezahlt.
Noteingriffe am Stromnetz
Wenn sich die Windräder im Norden fleißig drehen und massig Strom produzieren, reicht es nicht, einen Hebel umzulegen und die erneuerbare Energie kurzerhand umzuleiten. Es sind regelrechte Noteingriffe nötig, die für die Rekordkosten verantwortlich sind.
Veröffentlicht wurden die vorläufigen Zahlen Anfang dieser Woche. Sie belegen, dass der Netzausbau wieder oberste Priorität haben muss. Denn die Kosten für die Eingriffe steigen Jahr für Jahr. 2015 lagen sie bei 710 Millionen Euro. 2016 war es etwas ruhiger, weil nicht ganz so windig. Da musste der Stromnetzbetreiber Tennet „nur“ 660 Millionen Euro aufbringen.
Hohe Kosten für Verbraucher
Das Geld holen sich die Unternehmen über das sogenannte Netzentgelt zurück. Es wird auf den Strompreis umgelegt, den die Verbraucher zahlen müssen. Heißt: Steigen die Kosten für die Netzeingriffe, steigt auch der Strompreis. Eine einfache Rechnung, der man nur auf eine Weise entgegenwirken kann: die Netze ausbauen.
Fehlt es an Stromleitungen, müssen die Netzbetreiber reagieren. Sie fahren Kohle- und Gaskraftwerke herunter oder müssen Windparks gegen Erstattung der Kosten abschalten. Sonst wären die Stromnetze schlichtweg überlastet. Dabei muss die Stromversorgung überall gewährleistet bleiben und dürfen die Lichter im Süden nicht ausgehen. Dort sind die Netzbetreiber dann gezwungen, mit Reservekraftwerken zu arbeiten.
Das Energiewende-Netz
Tennet-Geschäftsführungsmitglied Lex Hartmann warnt daher: „Das Netz ist wegen des starken Zubaus der Erneuerbaren weiter extrem belastet. Wir brauchen zwingend ein Energiewende-Netz, also die vom Gesetzgeber beschlossenen Netzausbauprojekte.“ Solange dies nicht realisiert werde, blieben hohe Kosten, Engpässe und eine instabile Versorgung die „harte Wirklichkeit“.
Darauf weist auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, hin: „Die Stabilisierung der Netze ist komplexer geworden und kostet uns alle viel Geld. Diese Kosten sinken erst durch die großen Stromleitungen.“ Die Hoffnung ruht unter anderem auf der Schlagader der Energiewende, der Stromverbindung Süd-Link von Bayern nach Baden-Württemberg. Sie soll 2025 fertig sein, sofern nicht gegen das Projekt geklagt wird.
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