Was in Biomasseanlagen landet, riecht bestenfalls nach Grasschnitt, in der Regel aber weit weniger angenehm. Darauf kommt es auch nicht an. Den Bakterien muss es „schmecken“, ohne dass sie die Nase rümpfen oder gar ihr „Futter“ verweigern. Nur so ist eine optimale Ausbeute an Wärme und Biogas gewährleistet. Der Prozess lässt sich inzwischen so gut steuern, dass Biomasse künftig auch chemische Grundstoffe wie Buttersäure liefern könnte.
Säure aus Biomasse
Biomasse gehört zu den erneuerbaren Energien, die als Zukunft für den Wärmemarkt gelten und darüber hinaus nicht durch Windstille oder fehlendes Sonnenlicht beeinflusst werden. Damit zählt Biomasse aus Sicht vieler Experten zu den wichtigsten Bausteinen der Energiewende.
Dass Gras, Laub, Dung und Co. noch weit mehr auf dem Kasten haben, als nur zu Biogas verarbeitet zu werden, beweisen die Wissenschaftler der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim. Im Rahmen des Projekts „Optigär“ testen sie, wie man aus Biomasse Säuren gewinnen kann. Diesbezüglich ist man äußerst zuversichtlich: „Wir glauben, dass wir eine Säuregewinnung von zwei Prozent der Frischmasse des Biogassubstrats erreichen können“, erklärt Dr. Hans Ochsner.
Grundchemikalien aus Bioabfall
Der Grundgedanke ist einfach: Während des Gärprozesses entsteht aus dem Biomasse-Substrat nicht nur Gas. Es fallen auch hochwertige organische Säuren an. Bislang handelt es sich um ein Säuren-Gemisch. Ziel ist es, zum Beispiel reine Buttersäure zu erhalten. Dazu sollen die Säuren in einer vorgeschalteten Stufe im Biogasprozess gewonnen werden – mit einer möglichst optimalen Ausbeute.
„Die Forschung und unsere praktischen Erfahrungen sind mittlerweile so weit, dass wir die Prozesse in der Anlage steuern und die Entstehung und die Mengen bestimmter organischer Säuren gezielt beeinflussen können“, so Dr. Hans Ochsner. Dazu wird mit unterschiedlichen Temperaturen und Reinkulturen gearbeitet. Läuft alles wie geplant, könnte der Prozess dazu beitragen, Grundchemikalien, die bislang aus fossilen Rohstoffen gewonnen werden müssen, zu ersetzen.
Eine Versuchsanlage ermittelt das Potenzial
Die Prognosen sind gut. „Bei zehn bis 20 Tonnen Frischmasse pro Tag könnten wir täglich 200 bis 400 Kilogramm hochwertige Säure herausfiltern“, hofft der Biogasforscher. Eine Versuchsanlage soll jetzt zeigen, wie groß das Potenzial ist und ob sich das Verfahren auch ökonomisch rechnet. Wenn, dann könnte aus Biomasse demnächst ein auf Buttersäure basierendes Erdbeeraroma produziert werden.
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