Wasserkraft zählt zu den erneuerbaren Energien mit enormem Potenzial. Doch Wasser muss nicht unbedingt fließen, um Strom zu produzieren. Dazu reicht schon ein Naturphänomen, das überall zu beobachten ist: die Verdunstung. Wissenschaftler arbeiten bereits daran, den Erneuerbaren-Mix um diese Option zu ergänzen.
Schwankungen der Luftfeuchtigkeit nutzen
Die Natur macht sich den Vorgang, wenn Wasser gasförmig wird, längst zunutze. Dadurch werden neben den Wasserressourcen auch das Wetter und das Klima beeinflusst. Es gibt Pflanzen, die sich alleine durch die Verdunstung bewegen und Wasser anziehende Materialien, die mechanische Energie aus der schwankenden Luftfeuchtigkeit gewinnen.
Forscher haben vor zwei Jahren in einem ersten Versuch getestet, wie diese Energie auch im größeren Stil erzeugt werden kann. Zum Einsatz kamen dabei Nano-Materialien, die sich je nach Luftfeuchtigkeit dehnen oder zusammenziehen. Diese Bewegungsenergie lässt sich dann in Strom umwandeln – wie bei einem Motor.
Doch lohnt sich der Aufwand überhaupt? Hat die Verdunstung überhaupt das Zeug dazu, ein neuer Energielieferant zu werden? Definitiv! Die Columbia University in New York hat für die USA berechnet, wie viel Energie gewonnen werden könnte. Berücksichtigt wurden dafür unter anderem die Wetterdaten. Außen vor blieb lediglich die Great-Lakes-Region, weil es dort zu viele Unwägbarkeiten gibt.
Prognose: 325 Gigawatt Strom aus Verdunstung
Das Ergebnis hat überrascht. Auf der Fläche der USA könnten alleine durch Verdunstung 325 Gigawatt Strom gewonnen werden. Das entspricht knapp 69 Prozent der Leistung, die in den Vereinigten Staaten im Jahr 2015 produziert wurde. Damit rückt die Verdunstung auf eine Stufe mit der Sonnen- und der Windkraft. Und sie hat einen Vorteil: Sie ist konstanter verfügbar.
Die Autoren der Studie sind überzeugt: „Man könnte sie [die Verdunstung] daher als Hauptenergiequelle nutzen und mit Sonnen- und Windenergie ergänzen.“ Hinzu kommt, dass Wasser, das ansonsten einfach nur verdunstet, auch anderweitig genutzt werden kann. Davon würden, so die Forscher, vor allem Staaten mit extremer Trockenheit profitieren. Bezogen auf die USA gilt das zum Beispiel für Arizona und Nevada. Noch ist das allerdings nur Zukunftsmusik.
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