Die Stromproduktion auf dem Meer nimmt langsam Fahrt auf. Nach holprigen Anfängen befindet sich die Offshore-Windkraft jetzt in der Spur. Hier greift der gleiche Trend wie bei der Solarenergie: Die Anlagen werden immer günstiger. Deshalb fordert die Branche höhere Ausbauziele. Ob sich auch die Stromkunden darüber freuen, steht auf einem anderen Blatt.
108 neue Offshore-Windkraftwerke
Innerhalb der ersten sechs Monate dieses Jahres wurden auf hoher See 108 neue Windkraftwerke in Betrieb genommen. Sie kommen auf eine Leistung von 626 Megawatt und ersetzen damit ein halbes Kohle- oder Atomkraftwerk. Insgesamt, so die Branchenverbände, drehen sich in Nord- und Ostsee derzeit 1.055 Anlagen. Die Gesamtleistung wird mit 4.749 Megawatt beziffert. Das deckt sich mit den Werten von vier konventionellen Großkraftwerken. Produziert wurden von Januar bis Juni 2017 rund 8.480 Gigawattstunden grüner Strom.
Diese Zahl spiegelt die rasante Entwicklung der Offshore-Windkraft wider. Die Menge an Strom, die in diesem Jahr bereits vom Meer ans Festland geliefert wurde, entspricht 70 Prozent der gesamten Produktion aus dem Vorjahr. Erfreulich, weil mehr Ökostrom vorhanden ist. Ärgerlich, weil der Strom vom Meer noch sehr teuer ist. Das macht sich dann spätestens auf der Stromrechnung bemerkbar.
Teurer Strom auf hoher See
Geht ein Offshore-Windpark in diesem Jahr ans Netz, gibt es eine garantierte Einspeisevergütung je Kilowattstunde von 15,4 Cent für zwölf Jahre oder 19,4 Cent für acht Jahre. Dieser Preis liegt deutlich über dem aktuellen Marktpreis für Strom. Die Konsequenz: Für jede Kilowattstunde Strom zahlen Verbraucher 6,88 Cent als Ökostromumlage.
Da die Energie auf dem Meer künftig deutlich günstiger produziert werden kann, dürften auf Dauer auch die Verbraucher profitieren. Einige Windparks sollen ab 2020 bereits ohne öffentliche Förderung auskommen. Sie finanzieren sich dann ausschließlich über den Markt.
Höhere Ausbauziele für die Offshore-Branche
Angesichts dieser Entwicklung fordert die Windkraftbranche höhere Ausbauziele. Sie waren vom 25 auf 15 Gigawatt bis zum Jahr 2030 gesenkt worden. Gewünscht werden nun 20 Gigawatt bis 2030 und 30 Gigawatt bis zum Jahr 2035. Mit den aktuellen Werten, einem Zubau von 500 bis 840 Megawatt, würde die Entwicklung der Offshore-Windindustrie am Standort Deutschland zu sehr gebremst.
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