Windräder produzieren Strom. Gleichzeitig spalten sie die Gesellschaft. Denn immer dort, wo eine neue Windkraftanlage errichtet werden soll, regt sich Widerstand. Teils mit Erfolg, teils müssen die Gegner die „bittere Pille“ schlucken und sich mit der „Verspargelung“ ihrer Region abfinden. Ein heikles Thema, denn ohne Windkraft dürfte die Energiewende kaum zu schaffen sein. Deshalb erforscht die Uni Augsburg jetzt den Windkraftwiderstand.
Problemfall Bayern
Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit liegt auf Bayern. Dort hat die Windkraft einen besonders schweren Stand. Auch und nicht zuletzt aufgrund der 10H-Regel, die von der bayerischen Regierung aufgesetzt wurde. Sie definiert den Mindestabstand zu Wohngebäuden. Heißt: Der Abstand muss das zehnfache der Höhe des Windrades betragen. Dadurch sind manche Projekte von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Doch das ist nicht der Kern des Problems. Denn es sind in der Regel nicht die technischen Voraussetzungen, die Ärger bereiten. „Es scheitert vor allem am Widerstand der Anwohner“, sagt Humangeograf Stephan Bosch. Sein von der Deutschen Forschungsgesellschaft gefördertes Projekt „Raumverträglicher Ausbau von erneuerbaren Energien in Deutschland“ soll Lösungen finden, die alle Seiten zufriedenstellen.
Bürger früh in Projekte einbinden
In Augsburg hat er die Betreiber von Windkraftanlagen befragt. Insbesondere dazu, ob die Bürger an den Projekten teilhaben konnten. Denn nur dann, ist der Wissenschaftler sicher, steige die Akzeptanz für neue Windräder. Ausschließlich naturwissenschaftlich zu argumentieren, helfe indes wenig.
Ein besseres Verständnis wird auch dringend nötig sein, wenn der Freistaat seine umweltpolitischen Ziele umsetzen möchte. Bis 2025 sollen sechs Prozent des in Bayern erzeugten Stroms durch Windkraft generiert werden. Davon ist man noch weit entfernt. Selbst der Bund Naturschutz sagt: „Die Windkraft steht in Bayern erst am Anfang ihrer Nutzung.“
Hunderte möglicher Windkraftstandorte
Zwar gibt es viele Tabuzonen, wo auch der Bund Naturschutz keine Windräder sehen möchte. Gleichwohl bleiben Hunderte möglicher Standorte. Hier gilt es, die Bürger rechtzeitig einzubeziehen und sie mit der Technik vertraut zu machen. Denn, so die Erfahrung von Stephan Bosch: „Nach der Umsetzung merken sie oft, dass sich die Befürchtungen nicht bestätigt haben.“
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