Der Schritt ist lobenswert: Die kanadische Provinz Ontario hat entschieden, bei der Stromversorgung nicht länger auf Kohle zu setzen. Diesen Weg ist man entsprechend des Ende 2013 verabschiedeten „Ending Coal for Cleaner Air Act“ – frei übersetzt „das Ende der Kohle für eine saubere Luft“ – dann auch konsequent gegangen. 2014 wurde das letzte Kohlekraftwerk vom Netz genommen. Doch statt die Anlagen einfach nur stillzulegen, wurden sie umgerüstet. Jetzt wird dort, wo früher Kohle verstromt wurde, sauberer Strom aus Biomasse produziert. Schade nur, dass gleichzeitig wieder auf Atomkraft gesetzt wird.
Insgesamt vier Kohlekraftwerke waren in der Provinz Ontario am Netz. Zwei von ihnen sind bereits umgebaut worden und jetzt als Biomasseanlagen in Betrieb. Die jüngste Umstellung erfolgte an der Thunder Bay Generation Station im Norden. Sie liefert jetzt 150 Megawatt aus biogenen Energieträgern. Etwas stärker auf der Burst ist die Atikokan Generating Station. Mit einer Kapazität von 200 Megawatt handelt es sich um das größte Biomassekraftwerk Nordamerikas. Seine Aufgabe: Bei einem temporär steigenden Strombedarf als Spitzenkraftlastwerk in die Bresche zu springen. Ob die Kohlekraftwerke in Nanticoke und Lambton ebenfalls auf Biomasse umgerüstet werden, steht noch nicht fest. Ausschlaggebend wird der Bedarf sein.
Genau da liegt das Problem: Ontario hat 2012 Bruce 1 und Bruce 2 wieder zum Leben erweckt. Zwei Atomkraftwerksblöcke aus den Jahren 1976 und 1977. 15 Jahre lang waren sie stillgelegt, ehe sie überholt und dann wieder hochgefahren wurden. Diese Maßnahme soll helfen, den Kohleausstieg zu kompensieren. Von daher besteht derzeit auch kein Bedarf an weiteren Biomasse-Anlagen. Ohnehin kommt der Ausbau der erneuerbaren Energien im Moment nur schleppend voran. Das gilt insbesondere für die Offshore-Windenergie. Hier wirkt ein Moratorium der Provinzregierung als Bremsklotz.
Schreibe einen Kommentar