Flüsse, die gemütlich vor sich hin plätschern, nicht sonderlich tief sind, kaum Gefälle haben und damit auch nur wenig „Druck“ aufbauen, für die Energiegewinnung zu nutzen – diesem Ziel hat sich das europaweite Forschungsprojekt „Hylow“ verschrieben. Hylow steht für Hydropower Converter for Very Low Head Differences (Wasserkraftwerk für sehr niedriges Gefälle) und soll erneuerbare Energien auch dort nutzbar machen, wo es bislang unmöglich oder zu ineffizient schien. Die Hoffnungen ruhen auf einem schwimmenden Strömungskraftwerk im Mini-Format, das überall auf der Welt nachgebaut werden kann.
Die Federführung liegt in den Händen der Universitäten Rostock und Southampton (Großbritannien). Insgesamt arbeiten zehn Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft am Wasserkraftprojekt, dessen Startschuss bereits 2008 fiel. Die ersten Ergebnisse lassen sich derzeit an der Warnow in Mecklenburg bewundern. Dort arbeitet eine kleine, blaue Wassermühle. Sie schafft fünf Umdrehungen pro Minute und dient ersten Testzwecken. Im Mittelpunkt steht die Stromausbeute. Denn langfristig sollen die Anlagen genug Energie für ein bis zwei Familien produzieren, so Projektleiter Frank Weichbrodt.
Aktuell kommt das Wasserrad, das in ähnlicher Form schon vom römischen Architekten Vitruvius konzipiert wurde, auf eine Leistung von 750 Watt. Es dient als Messmodell für künftige Anlagen, die auf rund drei Kilowatt ausgelegt sein werden. Die Bemühungen der Forscher münden dann in einem Handbuch mit einer genauen Bauanleitung, damit auch in abgelegenen Regionen ohne Stromanschluss Energie produziert werden kann. Der Bedarf, so die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), ist vorhanden, unter anderem in Afrika, Asien und Lateinamerika.
Die schwimmenden und dezentralen Kleinanlagen seien ideal, um schwer zugängliche Gebiete zu elektrifizieren. Entscheidend sei, dass die Mini-Wasserkraftwerke günstig nachgebaut werden können, leicht zu warten sind, effizient arbeiten und sich vor Diebstahl schützen lassen. Der große Vorteil der kleinen Anlagen: Sie liefern zum einen erneuerbare Energie. Zum anderen greifen sie nicht merklich in die Umwelt ein. Die Räder werden lediglich im Fluss verankert. Fische können die Kraftwerke somit problemlos passieren.
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